Forschungsinstitut Technologie und Behinderung Barrierefreiheit bedeutet nicht nur abgesenkte Bürgersteige

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Barrierefreiheit bedeutet nicht nur abgesenkte Bürgersteige

22.03.2010

Vortrag mit Präsentation

„ichbinwiedu“ - Auftaktveranstaltung der evangelischen Stiftung Volmarstein zur Behindertenrechtskonvention setzte lebhafte Diskussionen in Gang

Damit sich auch behinderte Menschen als zur Gesellschaft dazugehörig fühlen können, müssen zu allererst die Barrieren in den Köpfen beseitigt werden. Und alle Gruppierungen der Gesellschaft sind gefordert, daran mit zu arbeiten. Dieses war das gemeinsame Fazit der Veranstaltung „ichbinwiedu“ am 17. März 2010 im Stadtsaal Wetter (Ruhr), die Auftakt zur Umsetzung der Behindertenrechtskonvention war.

Menschenwürde – Barrierefreiheit – Inklusion. Um diese zentralen Begriffe drehte sich die Veranstaltung zur Behindertenrechtskonvention, zu der die Evangelische Stiftung Volmarstein Entscheider in Politik und Wirtschaft und alle Menschen in der Region, die an dem Thema interessiert sind, nach Wetter eingeladen hatte.

Das FTB, das mit vielen Projekten z.B. agentur barrierefrei NRW, dem Aktionsbündnis für barrierefreie Informationstechnologie – AbI, eGovmon, dfa@eInclusion und der Veranstaltung EU-PaTe schon intensiv mit der Umsetzung von Barrierefreiheit und universellen Design befasst ist, beteiligte sich an der Organisation und Gestaltung des Tages. So wurden die Foren 5 „Behinderte Menschen sollen an Informationen kommen“ von Dipl.-Math. A. Nietzio und Prof. Dr.-Ing. Ch. Bühler geleitet und das Forum 7 „Barrieren sollen verschwinden- wie schaffen wir das?“ maßgeblich von Dipl.-Ing. R. Zott durchgeführt. Als Moderator des Tages eröffnete Prof. Dr.-Ing. Christian Bühler vom Forschungsinstitut Technologie und Behinderung die Veranstaltung mit dem Hinweis auf die unterschiedliche Wahrnehmung und Berichterstattung der Leistungen am Beispiel der olympischen Spiele und der Paralympics.

„Die UN-Behindertenrechtskonvention ist ein Thema der Gesellschaft. Es geht uns alle an. Die Evangelische Stiftung Volmarstein möchte Impulsgeber sein und wünscht sich, dass die Gesellschaft das Thema aufgreift“, hatte Pfarrer Jürgen Dittrich, Vorstandssprecher der Evangelischen Stiftung Volmarstein, in der Einladung geschrieben. Über 400 Menschen aus der Region, behindert und nicht behindert, waren der Einladung nach Wetter gefolgt. „Wir sind bewusst mitten in die Stadt Wetter gegangen und nicht in der Evangelischen Stiftung Volmarstein geblieben, weil wir Partner in der Region gewinnen möchten, die zusammen mit uns den Prozess umsetzen helfen“, so Dittrich. Mit Frank Hasenberg (Bürgermeister von Wetter), Dr. Arnim Brux (Landrat des Ennepe-Ruhr-Kreises) und Knut Schuster (Wirtschaftsjunior Hagen) konnte er am Ende der Tagung bereits erste Verabredungen für ein weiteres gemeinsames Vorgehen treffen.

„Wir machen mit“, sagte auch Ines Wegener-Cardenas, Auszubildende im Fachbereich Druck- und Medientechnik des Berufsbildungswerks (BBW) Volmarstein, in der Abschlussrunde. „Wir haben im BBW bereits viele kleine Projekte gestartet. Es gibt viele Kleinigkeiten, die behoben werden müssen.

„Von der Stadt Wetter sollen deutliche Signale ausgehen, wie Inklusion gelingen kann“, sagte Frank Hasenberg in seinem Grußwort am Vormittag. Dass behinderte Menschen teilnehmen sollen, mitten in der Gesellschaft gleichberechtigt leben sollen, forderte auch NRW-Behindertenbeauftragte Angelika Gemkow. „Behinderte Menschen sind die Experten, der Schlüssel für Teilhabe, und ich freue mich, dass die Stadt Wetter diese Impulse setzt“, so die Politikerin. Gemkow würdigte in ihrer Rede die Leistung der Evangelischen Stiftung Volmarstein für die Belange der Menschen mit Behinderung und dankte für die Initiative zur Tagung: „Der Titel der Fachtagung „ich bin wie du“ spiegelt den Wandel und die Weiterentwicklung der Behindertenpolitik sehr gut wieder. Im Mittelpunkt steht die Würde des Menschen, der Respekt voreinander, das Leben in der Gemeinschaft. Wichtig ist, dass alle Akteure in einem Netzwerk zusammenarbeiten.“

Was die Behindertenrechtskonvention überhaupt ist und was sie für die Behindertenhilfe konkret bedeutet, das erläuterte Prof. Dr. Heiner Bielefeldt, Professor für Menschenrechte an der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg. „Noch nie hat ein Menschenrechtsvertrag so viel Enthusiasmus ausgelöst wie die Behindertenrechtskonvention. Die Aufmerksam ist riesengroß“, sagte er einleitend. Das Aktionsmotto „ichbinwiedu“ sei eine gute Interpretation der Konvention. „Inklusion ist der Anspruch der betroffenen Menschen auf selbstverständliches Dabeisein. Selbstverständlich heißt: nicht nur Türen öffnen, sondern Mauern aufreißen“, so der Wissenschaftler. Dass die Behindertenrechtskonvention eine Spezialkonvention sei, lehnte er mit einem entschiedenen Nein ab. „Es geht um die Glaubwürdigkeit der gesamten Menschenrechte“, so Bielefeldt.

Pfarrer Jürgen Dittrich, Vorstandssprecher der Evangelischen Stiftung Volmarstein, führte aus, was die Stiftung Volmarstein beitragen will, um dem Ziel der Beseitigung von Benachteiligungen näher zu kommen. Zunächst solle ein Prozess über eine Zeitspanne von fünf Jahren angestoßen werden. Man wolle „langfristig denken und am Ball bleiben“. „Die Beschäftigung mit der Behindertenrechtskonvention soll kein Strohfeuer sein“, so Dittrich. Er wolle einen Runden Tisch installieren, an dem kleine Ideen und größere Themen zur Sprache kommen, wo Austausch und Zusammenwirken stattfinden.

Zehn verschiedene Foren zu verschiedenen Themen boten nach der Mittagspause Gelegenheit, sich zum Thema zu informieren und sich intensiv darüber auszutauschen, was zu tun ist und was getan werden kann.

Das FTB, das als Kompetenzzentrum in Sachen Barrierefreiheit, universellem Design und assistiver Technologie weit über Wetter hinaus in Nordrhein-Westfalen, in Deutschland und Europa gemeinsam mit den Verbänden der Selbsthilfe kooperiert und agiert, wird den regionalen Prozess fachlich weiter begleiten.